Dienstag, 25. Oktober 2011

Glück

Ihre züge kamen immer pünktlich und die rechnungen erst paar wochen später. Verkäufer in den Geschäften boten ihr von selbst rabatte an und sie bekam keinen spam, sondern wirklich nur ganz tolle angebote.
Ihr auto ging nur dann kaputt, wenn in der nähe handwerklich begabte und gutaussehende akademiker befanden, die darüber hinaus sehr hilfsbereit waren und etwas zeit besaßen um der netten jungen frau zu helfen.
Im kino und auf den konzerten bekam sie immer die besten plätze oder, zumindest, die besten aussichten: Keine afrofrisuren und keine bodybuildertypen vor ihr.
Wenn sie mal gelegentlich etwas in einem laden klaute (nicht weil sie kein geld hatte, sondern eher als sportliche betätigung) nicht viel, unterwäsche, paar hübsche stiefel oder schmuck, wurde sie nie erwischt. Die security-männer glotzten auf ihren busen, der durch die verstärkung von drei gleichzeitig angezogenen wonderbras sehr ansehnliche formen annahm, lächelten blöd hinterher „Tschüüüß!“
Die kontrolleure in der bahn übersahen sie regelrecht und bei den busfahrer ging alles durch von der ic-karte bis zum blut-spenderausweis.
Sie suchte nie selbst nach den jobs oder leuten: die beiden fanden sie. Sie machte sich keine sorgen um das geld, denn sie hatte immer genug..
In ihrem urlaub regnete es nie, keiner klaute ihr portemonnaie oder ihr gepäck auf dem flughafen, sie konnte alles essen und bekam nie ärger mit den einheimischen.
Ihr vermieter meldete sich selber um nachzufragen, ob alles in ordnung sei oder vielleicht doch etwas in der wohnung gemacht werden sollte.
Alle ampeln auf ihrem weg waren grün und ihre haare sahen immer perfekt aus.
Sie hatte wirklich glück in ihrem leben. Nur einmal hatte sie beinahe pech gehabt.
Sie war mit dem auto unterwegs. Es war nebliger novemberabend auf einer schmalen landstraße. Die musik war laut und die bremsen nicht ganz neu. Sie sah nichts, spürte nur einen dumpfen schlag. Sie bremste, blieb einige sekunden im auto sitzen und stieg dann langsam aus.
Der mann lag auf dem weg mit dem kopf nach unten. Seine jacke war dreckig und zerrissen, sein kopf zur seite gedreht, aus seinem mund kam blut.
Sie fuhr weg und vergass den mann aus dem nebel relativ schnell. Zum glück hat sie keiner gesehen.

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